Wir kennen Rituale aus unserem Leben. Rituale, die zu bestimmten Zeitpunkten im Jahreskreislauf gefeiert werden, Rituale, die zu bestimmten Zeiten im Leben eines Menschen gefeiert werden. Auch in unserem Alltag finden sich Rituale, die unseren Tagesablauf strukturieren. Viele dieser Rituale tun wir aus Gewohnheit und meistens sind wir uns ihrer Bedeutung nicht (mehr) bewusst; der ursprüngliche Sinn ist verloren gegangen.
ÜBUNG: „Schreibe für dich auf, welche Rituale du kennst“
- Im Jahreskreislauf
- Im Lebenszyklus
- Im Alltag
Rituale geben Halt und Orientierung im Leben, wenn wir sie bewusst durchführen. Ein Ritual wird erst wirksam, wenn wir uns der Absicht, die dem Ritual zugrunde liegt, bewusst werden. Sie ist das Fundament des Rituals. Die Auseinandersetzung mit dem, was eine/r mit einem Ritual bewirken will, bildet die Basis für alle weiteren Überlegungen für die Gestaltung und Umsetzung des Rituals.
Rituale können einen Prozess unterstützen und Heilung fördern. Durch die Durchführung von Ritualen wird das eigene Leben aktiv gestaltet. Ein Ritual, das mit einer Gruppe durchgeführt wird, kann das Vertrauen und die Verbindung untereinander stärken. Prozesse können in Gang gesetzt, vertieft oder abgeschlossen werden.
Ablauf eines Rituals
Die Planung und Gestaltung eines Rituals ist ganz der eigenen Kreativität überlassen. Wichtig ist, dass das Ritual und die Gegenstände, die ich symbolisch im Ritual verwende, für mich sinnvoll und bedeutungsvoll sind.
In den meisten Ritualen werden die vier Elemente Luft, Feuer, Wasser und Erde als unterstützende Elemente miteinbezogen. Die Zuordnung der Elemente zu den Himmelsrichtungen ist in verschiedenen Kulturen unterschiedlich. Die für uns „klassische“ Zuordnung ist: Osten – Luft, Süden – Feuer, Westen – Wasser, Norden – Erde.
Je mehr sich jemand mit den Elementen beschäftigt, umso mehr wird sich die Bedeutung des Elements für die eigene Person herauskristallisieren. Durch die intensive Auseinandersetzung mit den Elementen kann sich auch eine ganz persönliche Zuordnung der Elemente zu den einzelnen Himmelsrichtungen ergeben.
Bei der Gestaltung von Ritualen ist es wichtig, dem eigenen Gefühl zu vertrauen. Ein Ritual soll keine unhinterfragte Nachahmung sein. Die Wirkung eines Rituals ist maßgeblich von dem Sinn und der Bedeutung abhängig, die ich ihm gebe. Es ist wichtig, Ritualgegenstände auszusuchen, durch die ich für mich eine Verbindung zu den dargestellten Kräften und zu meiner Absicht herstellen kann.
Auch Zentrierungsübungen wie die folgenden, sind kleine Rituale.
ÜBUNG: „Bridging Point“
Die Bridging-Point-Übung ist eine sehr wirksame Übung, um ganz im Hier und Jetzt zu sein. Gleichzeitig wird dabei ein Heilfeld aufgebaut.
Atme. Nimm die Erde unter dir wahr.
Stell dir vor, dass vor dir von rechts nach links ein Fluss fließt (dein Lebensfluss).
Nimm ihn mit allen Sinnen wahr.
Links von dir ist die, die du in der Vergangenheit warst. Vor längerer Zeit oder vor fünf Minuten, in der vorigen Sekunde. Alle Gedanken, die auftauchen, gib an diese Person nach links ab.
Rechts von dir ist die, die du in der Zukunft sein wirst. In deiner Zukunft sind alle deine Wünsche erfüllt, du bist vollkommen heil und im Gleichgewicht.
Spür rein, wie du dich dann fühlst, wie siehst du aus etc.
Komm dann gedanklich wieder auf den Platz in der Mitte, zwischen Vergangenheit und Zukunft, an dem du jetzt sitzt.
Jetzt in diesem Moment bist du ganz bei dir und in deiner Mitte. Es ist alles da, was du brauchst. Du bist mit allem versorgt. Nimm dich wahr, in diesem Moment, im Hier und Jetzt.
ÜBUNG: „Den Körper aufwecken“
Stelle dich hin, mit beiden Füßen gut auf dem Boden. Lass dich atmen, nimm die Erde unter deinen Fußsohlen wahr.
Spür die Luft, nimm wahr, welche Geräusche sie zu dir trägt, wie sie sich anfühlt.
Nimm die Wärme der Sonne wahr, spür das Wasser, das in deinem Körper ist und dich belebt und erfrischt.
Geh ganz bewusst in deine Körpermitte, dort wo sich Erde und Himmel treffen und verbinden.
Fülle deine Mitte mit Farben etc. (was auftaucht und dich wohlfühlen lässt).
Wenn Bewegung kommen will, lass dich aus deiner Mitte, deinem Energiezentrum heraus bewegen.
Wenn Töne kommen wollen, lass dich tönen.
Komm in deiner Zeit wieder in den Raum zurück und beende die Übung.
Dr. Andrea Scheutz (Tranceleiterin, Psychotherapeutin)
Foto: Melanie Weinberger